Heute habe ich endlich wieder einmal etwas Zeit meine Gedanken und ein paar Anekdoten aus meinen Leben nieder zu schreiben.
In den vergangenen zwei Wochen habe ich mir immer mal wieder Stichpunkte notiert. Dazu, worüber ich gerne schreiben möchte, und dann doch keine Zeit gehabt. Ein paar Runden in meinem ganz persönlichen Hamsterrad….aber JETZT 😉
Seit über 15 Jahren praktiziere ich BDSM. Über viele Jahre war ich dabei selber fast ausschließlich der passive Part. Seit ungefähr 10 Jahren spiele ich nun überwiegend aktiv und seit etwas mehr als sieben Jahren biete ich sexuelle Dominanz auch professionell im BDSM-Studio an. So hatte ich die Möglichkeit, viele Dom/Sub Beziehungen im privaten und professionellen Bereich zu erleben und für mich heraus zu finden, was ich (auch für mich) als ideal empfinde.
In der vergangenen Woche hatte ich ein langes Telefongespräch mit einem meiner Sklaven. In erster Linie sprachen wir über die Entwicklung unserer gemeinsamen Beziehung, die streckenweise sehr kompliziert und anstrengend war. Dann gab es jedoch eine deutliche Wendung in eine positive Richtung und ich bin heute ganz glücklich darüber.
Während des Gespräches kamen mir dann noch andere „Beziehungen“, sowie kleine „Machtkämpfe“ mit Sklaven oder Zöglingen in den Sinn – auch dazu möchte ich einmal ein paar Gedanken loswerden.
Wenn ich von „Beziehung“ spreche, geht es mir in diesem Text um einen Bund, z.B. einen Sklavenvertrag, den ein Sklave/eine Sklavin miteinander mit ihrem Herrn oder Herrin eingegangen sind. Oder es geht um eine lang andauernde Verbindung, die durch häufigen gemeinsamen Kontakt entstanden ist.
Natürlich gibt es Unterschiede zwischen solch einer „Beziehung“ und einer Session im Studio, die ich anbiete. Bei einer Session im Studio bin ich in erster Linie „Dienstleisterin“ – jemand kommt mit seinem Kopf-Kino „im Gepäck“ zu mir und ich bin die Wunsch-Erfüllerin. Und glaubt mir! DAS ist etwas, was ich sehr liebe und ich halte mich für eine leidenschaftliche „Erfüllerin“ der Fantasien meiner Gäste. Ich bin sehr emphatisch und kann sehr sensibel darin sein, zu erfühlen was in diesem Moment gerade wichtig ist. Dennoch bringe ich mich und meine eigenen Vorlieben auch immer mit ein. Aus diesem Grund spiele ich nur sehr ungern nach Drehbuch, denn ein Drehbuch hat meist mit mir persönlich erstmal nichts zu tun. Die Möglichkeit mich, mit meinen Facetten, einzubringen ist mir wichtig – vermutlich hätte ich sonst irgendwann keinen Spaß mehr an meiner Arbeit.
Aus Begegnungen in Sessions kann sich nun über einen längeren Zeitraum hinweg eine tiefere Bindung entwickeln. Eine besondere Hingabe des Sklaven/der Sklavin oder eine feine Chemie untereinander können den Ausschlag geben. Zum Beispiel für einen Sklavenvertrag, oder einfach nur für eine Art freundschaftlicher, intimer Beziehung. Vielleicht bin ich sehr unkonventionell, aber ich versuche möglichst normal und authentisch zu sein. Klar, im Spiel bekleide ich auch gerne einmal eine Rolle aber ansonsten bin ich einfach Daria – ehrlich, direkt und eben eine ganz normale Frau. Viel Anderes erschloss sich mir, in diesem Beruf, somit nie.
Die Menschen, die zu mir kommen, legen mir ihre intimsten Fantasien und Wünsche dar – oftmals sogar solche über die sie mit niemandem zuvor geredet haben. Dadurch entsteht bei mir Respekt und Demut, dabei ist es mir ein Anliegen auf der anderen Seite der Begegnung antastbar und echt zu sein. Ich verstehe diejenigen Frauen, die ich kennengelernt habe, welche ein Doppelleben führen. Ihre Kinder oder Bekannte sollen davon nichts erfahren. Ich für mich jedoch möchte weder eine „Rolle“ erfüllen noch irgendwelche Macht Spielchen mit Gästen haben oder so tun als wäre ich jemand, der ich nicht bin.
Damit wir uns nicht missverstehen: Natürlich bekleide ich als Domina und Herrin eine Rolle, die Macht ausübt, und ich finde auch an Rollenspielen Gefallen. Aber in meiner Art möchte ich mich nicht verbiegen müssen und Euch als die Daria gegenübertreten, die ich wirklich bin.
Ein solcher Bund, ein Sklavenvertrag ist nichts, was auf Grund eines Kopf-Kinos entstehen kann – Sondern etwas, was sich entwickelt oder eben auch nicht. Für mich ist es etwas Besonderes – fast möchte ich schreiben „etwas Heiliges“ – das klingt dann aber sehr spirituell. In meinen Augen ist eine Herrin-Sklaven-Beziehung, wie jede andere auch, vor allem eine partnerschaftliche Beziehung. Natürlich gibt es hier eine besondere Hierarchie, was so sein darf und soll, denn es ist ja der gemeinsame Wille beider beteiligten Personen. Darüber hinaus kann sich auch nur dann eine „gesunde“ Struktur in dieser Beziehung entwickeln, wenn beide Partner sich bereit erklären dafür Verantwortung zu übernehmen und Energie in diese Beziehung investieren.
Vielen Menschen scheint das nicht klar zu sein. Einerseits hat sich, in Gesprächen mit devoten Männern/Frauen, häufig herauskristallisiert, dass sie glauben, alles für die Herrin tun zu müssen. Andererseits gibt es dominante Männer und Frauen die ebendies von ihren Zöglingen erwarten. Das halte ich für sehr gefährlich.
Nun gibt es hierzu noch ein drittes Thema: Das Kopfkino. Die unterschwellige Erwartung des Sklaven an seine Herrin seinen „erotischen Film“ dauerhaft zu erfüllen.
Sehr häufig arbeite ich mich an Erwartungen ab, die im Kopf meines Sklaven versteckt sind. Ich übe mich geduldig darin, mein Gegenüber mit seinem Anliegen ernst zu nehmen und zu erforschen, welchen Anteil ich zur Erfüllung solcher möglichen Erwartungen beitragen kann. Für mich ist es letzten Endes ein Abenteuer. Dennoch können indirekte Kommunikation und nicht erfüllte Erwartungen dann tödlich für die Beziehung sein.
Trotzdem achte ich meine Zöglinge sehr. Es ist immer ein riesiges Geschenk für mich, wenn sich jemand in meine Obhut begibt. Hingabe an mich macht mich sehr dankbar. Eine Hingabe, verbunden mit einem speziellen Kopf-Kino, hingegen – zusammen mit der Erwartung daran, dass ich Selbiges habe und erfüllen soll- machen es sehr kompliziert.
Da komme ich zu einem Punkt, an dem wir alle arbeiten müssen, wenn wir „eine Beziehung“ haben. Sexualität in allen Facetten hat uns niemand wirklich beigebracht;, Das heißt, uns allen fällt es häufig schwer auszudrücken: „Was wir wollen“; Wie wir etwas wollen“; „Was blöd ist“; „Wie sich etwas anfühlt“, etc… Wenn jemand von mir erwartet, dass ich sein Kopf-Kino kenne, dann liegt er mächtig daneben. Und wenn jemand erwartet, dass ich seinen „Film“ 1:1 erfülle ebenso. Je „enger“ und „detaillierter“ das Kopf-Kino, desto größer die Enttäuschung, wenn ich dieses nicht erfülle – DAS kann ich nämlich nicht.
Euch sagt „topping from the bottom“ sicher etwas? Es handelt sich um eine Form der indirekten Kommunikation – eine Forderung des Sklaven/der Sklavin „durch die Blume“ an den Herren/ die Herrin. Ich denke das passiert dann, wenn die Grenzen nicht oder nicht richtig gesteckt sind; Wenn im Vornherein nicht gut über Vorlieben und Tabus geredet wurde oder keine Möglichkeit für eine ehrliche Kommunikation im Raum steht. Das kann ebenfalls tödlich sein, weil es mir als Herrin indirekt meine Autorität entzieht.
Zum Beispiel habe ich vor nicht allzu langer Zeit eine Diskussion mit einem Sklaven geführt, der mir immer wieder signalisiert hat, dass ich mich „so und so“ verhalten soll. Ich habe damit experimentiert und auch sehr damit gehadert, bis mir klar geworden ist, dass ich seine spezielle Erwartung und damit mein Verhalten so handhaben soll, damit er sich als Sklave erniedrigt fühlt. Aber ist das meine Aufgabe? Es fühlt sich wie ein Machtkampf an, mit jemandem der (noch) nicht weiß wo sein Platz ist.
Jedem sollte klar sein, das wir alle unterschiedlich sind und niemand hellsehen kann. Ich kann es nicht und eure Partner können das auch nicht. Eine gute Kommunikation und ein Bewusstsein darüber, dass zwei erwachsene Menschen unterschiedlich sind, sind das A und O – auch in einer hierarchischen Beziehung.
In einer Herrin-Sklaven-Beziehung mit mir erwarte ich, dass mein Sklave/Zögling sich gut in seinem eigenen Leben zurechtfindet. Ich erwarte keine Abhängigkeiten sondern ein Miteinander. Beide Seiten müssen investieren und sich dafür einsetzen, dass ihre Fantasien Wirklichkeit werden können.
Apropos authentische Herrin, es tut mir leid, euch jetzt vielleicht jegliche Illusion zu rauben, aber ich laufe nicht den ganzen Tag in High Heels herum, und ich bin nicht die mega Bondage-Queen, ich mache Fehler und manchmal bin ich sogar etwas chaotisch. Und wenn es nach mir geht, dann weht der Wind auch gerne einmal ganz „un“-klassisch. Wie auch auf meiner Homepage geschrieben steht: „Ich muss nicht laut herum schreien, sondern nehme mir was ich will!“ Und, ich erwarte, dass sich jemand fügt – wenn er/sie mein Sklave/meine Sklavin sein möchte, dann ist es wichtig, dass er/sie weiß wo sein/ ihr Platz ist.
Herzliche Grüße
Eure Daria