Glaubenssätze, Meinungsfreiheit und nicht belegte Informationen

In diesen Zeiten des Corona scheinen sich die Fronten verschiedener Richtungen zu verhärten und Aggressivität nimmt zu. Egal, wo man hinschaut, Verschwörungstheorien, Widerstände, und auch die Seite der Regierung wird dominanter – das sagt mir zumindest mein Gefühl.

An diesem Wochenende hatte ich einen sehr speziellen Konflikt mit mir selber und mit einer Veranstaltung auf der ich war, sowie mit den Folgen eines Posts dazu auf Facebook.

Es begann Freitagnacht, als ich eine Einladung, bzw. ein Video von einem Freund bekam für eine Meditation am Schlossplatz in Stuttgart, für den Erhalt unserer Grundrechte. Ich habe mir das Video nachts noch angesehen und entschieden, dass ich dorthin gehen möchte um für meine Rechte friedlich und in Stille eine Stunde lang zu sitzen.

Für die Grundrechte – weil meine Beobachtung der politischen Situation mir Sorgen bereitet – die Diskussionen über Zwangsimpfungen, CoronaApps und Mundschutzpflicht schnüren mir die Kehle zu und machen mir eindeutig mehr Angst als das Virus selbst. Und ich möchte zum Ausdruck bringen, dass ich es ebenfalls besorgniserregend finde, dass sich die Masse der Menschen in Deutschland innerhalb von kürzester Zeit „ent-mächtigen“ lässt. Alle machen vorbehaltlos was die Regierung sagt und es gibt keinerlei Chance etwas anders zu machen und die Menschen, die versuchen zu hinterfragen was gerade passiert, werden denunziert. 

Heute ist der 27. April 2020 – der Lockdown läuft seit 5 Wochen und die Krankenhäuser in Deutschland sind immer noch “leer“. Ja, es sind Menschen an dem Virus gestorben und dennoch sterben viele andere Menschen z.B. an Herzproblemen, weil sie nicht operiert werden können – um die Intensivbetten frei zu halten. Man sollte meinen, dass es nach fünf Wochen nun Lockerungen geben sollte – was ja angekündigt wurde. Aber, das was passiert: „Ab heute gibt es überall in Geschäften und in den öffentlichen Verkehrsmitteln eine Mundschutz-Pflicht!“ 

Man kann davon halten was man möchte, ich beobachte dass die Menschen zunehmend ungehaltener werden und auch die, die sich zu Hause streng an die Isolation halten, langsam aber sicher am Rande ihrer Kapazitäten sind.

Aber zurück zu meinem eigentlichen Thema – Am Samstagmorgen habe ich das Video nochmal angesehen und bei Facebook geteilt um zu schauen, ob noch jemand mit dorthin kommt. Sofort, innerhalb weniger Minuten, habe ich eine Nachricht von einer Freundin bekommen: „Du hast grad etwas von „dem Sender“ gepostet, die sind „rechts“ – dass solltest Du nicht tun!!“ 
Ich wurde von zwei Leuten angehalten, den Post zu löschen und zwar ohne dass ich überhaupt wusste ob das stimmt oder nicht.

Natürlich war ich sofort verunsichert und begann mit mir zu hadern. Wie finde ich raus, ob das stimmt? Ich schrieb ihr dann zurück und bat sie, mir Informationen hierzu zu geben. Sie schickte mir umgehend einen Artikel zu, der vermuten lassen könnte, dass an ihrer Aussage etwas dran sei – aber eben auch nicht mehr. Keinen Beweis und keine Fakten – jemand behauptet etwas über jemand anderen. Ich habe weiter recherchiert und nichts Haltbares gefunden. 

Natürlich möchte ich nicht mit „rechts“-orientierten Menschen in Verbindung gebracht werden – ich bin unparteiisch, und halte unsere Politik am ehesten “korrupt für Korrupt“. Ich bin selber nicht „käuflich“, und kämpfe letzten Endes immer für das Individuum. Egal ob weiß, braun, grau, dick, dünn, männlich, weiblich, trans, behindert… Der Mensch und die Gerechtigkeit sind mir wichtig. 

Den Post bei Facebook  habe ich erstmal stehen lassen (auch wenn es mir schwer fiel) und mich mit zwei weiteren Freunden ausgetauscht, ob ich nun auf diese Meditation gehen kann oder nicht. Im Laufe des Vormittags entschied ich mich dann zu gehen und mir selbst ein Bild davon zu machen, von dem, was ich dort vorfinden würde. Ich habe mir ein Schildchen gebastelt: „Friedlich fürs Grundgesetz!“ und bin am Nachmittag in die Stadt geradelt. Am Schlossplatz angelangt, war ich überrascht über die Menschenmassen (es waren zwischen 300 und 500 Menschen dort versammelt). Es gab letzten Endes nur eine sehr kleine Gruppe die meditierte.

Ich hatte den Eindruck, dass dort scheinbar mehrere Veranstaltungen zur selben Zeit stattfanden. Da ich so viele Menschen traf die ich vom Tanzen kannte, blieb ich bei der großen Gruppe anstatt zu den Meditierenden zu gehen. Den Sprecher fand ich (so mein Bauchgefühl) ein wenig fragwürdig, blieb aber trotzdem fast bis zum Schluss – denn das, was er sagte, fand ich schlüssig. Der ganze Nachmittag und die Demo verliefen friedlich und es ist dort nichts geschehen, was darauf hinweisen könnte das jemand am Platz politisch rechts orientiert gewesen wäre.

Später am Tag war ich noch verabredet und beschäftigte mich nicht weiter mit dem Thema. Bis ich am Sonntagmittag, bei Facebook aufgrund des Videos was ich geteilt hatte, attackiert wurde. Ich möchte gar nicht wiedergeben, was genau dort geschrieben wurde aber die Botschaft war: „Du bist ein naives Ding und somit eine Unterstützung der rechten Szene!“ Ich wurde „entfreundet“ und die Frau, die mich angegangen hatte empörte sich dann auf verschiedenen Portalen über mich, glücklicherweise nicht namentlich.

Ich war sehr verunsichert, alte Glaubenssätze plagten mich und somit verbrachte ich den Rest des Sonntages im Netz, mit Recherchen zu der Meditation, der Demo, der Attacke. Nebenbei schrieb ich mit einem Freund, der politisch deutlich fitter ist als ich, und setze mich mit verschiedenen Themen auseinander. 
Bei Facebook schrieb ich über meinen Eindruck zur Meditation, zur Demo und zu meinem Bedürfnis mich selber zu informieren anstatt etwas aus meinem Profil zu löschen, weil „jemand über jemanden etwas behauptet“. Und ich erbat mir die Möglichkeit, mich selber informieren und mir ein Bild machen zu können.

Tatsächlich fand ich Informationen im Internet, die „wenn ich will“, Schlüsse zur rechten Szene zulassen könnten. Wenn ich jedoch versuche neutral darauf zu schauen ist es so, dass ich es auch anders betrachten kann. Mit welcher Brille betrachte ich die Dinge eigentlich? Gibt es für mich überhaupt noch einen Diskurs, wenn ein Mensch behauptet, dass ein anderer Mensch rechts ist? Ich ertappte mich dabei, dass ich einen Menschen sehr schnell nicht neutral betrachte, wenn ein anderer behauptet dieser sei rechts. Aber ist das fair? Aufgrund einer Behauptung jemanden zu diffamieren, außer Acht zu lassen oder ihm keine Chance zu lassen. Gestern bei Facebook wurde schnell deutlich, dass ich im Grunde keine Chance hatte. Ist es nicht auch so, dass ein Mensch vor Gericht so lange als „unschuldig“ betrachtet wird, bis bewiesen wurde dass er schuldig ist. Aber ich persönlich stehe ja nicht vor Gericht.

Aber ich selber, wie schaffe ich es dennoch, einen Menschen unschuldig, oder besser, nicht stigmatisiert zu lassen? Oder eine Veranstaltung? Oder eben ein Thema? Wenn es nicht mehr um den Inhalt geht, sondern die politische Gesinnung so im Vordergrund steht, das keine Auseinandersetzung mehr sein darf/ kann. 

Diese Demo, die ja nun jede Woche Samstag stattfindet, „könnte“ also nun von Menschen veranstaltet sein, deren politische Orientierung nichts mit mir zu tun hat – der Inhalt, um den es sich dreht der bewegt mich hingegen sehr – darf ich dann trotzdem dorthin gehen? 

Von einem anderen Freund wurde ich heute früh gefragt, wie denn mein Gefühl zu dieser Veranstaltung ist. Durch seine Frage wurde mir klar, dass ich die Verbindung zu meinen eigenen Gefühlen immer wieder vollkommen verloren hatte. Ich war nur mit der Angst beschäftigt, dass ich einen Fehler mache oder das jemand über mich denkt, dass ich rechts sein könnte. Das mit den Fehlern ist sehr alt, es gibt einen Glaubenssatz der heißt: „Ich darf keine Fehler machen“ oder „Wenn ich etwas falsch mache, bin ich nichts mehr wert“.

Die beiden letzten Absätze machen mir deutlich, dass ich mich Aufgrund meines Rufs und meiner eigenen Glaubenssätze nicht traue. Wenn ich aber auf meinen Bauch höre und mir die Wichtigkeit unserer Grundrechte präsent mache, dann sollte ich gehen.

Grade rief eine Kollegin von mir an, weil ich sie heut früh nach ihrer Meinung zu dem Thema befragt habe. Was an unserem Gespräch sehr spannend war, dass sie mich darauf aufmerksam gemacht hat – dass es eigentlich schon sehr lange keinen offenen Diskurs zu vielerlei Thematik gibt. Jede/r beharrt auf seiner Meinung, seiner Wahrheit oder seinem Recht und es gibt dadurch keine Basis für einen Konsens. Vermutlich ist das der Grund warum solche Dinge grade jetzt so massiv an die Oberfläche kommen, und wir merken, dass wir alle einander keine Chance mehr geben. Ich schreibe jetzt wir, weil ich mich daran erinnere, dass ich mich selber auch gerne auf das was ich glaube berufe und der andere mit seiner Meinung bei mir nicht selten keine Chance bekommt.

Ich bin schon sehr tolerant und respektvoll und habe eine große Akzeptanz für alles Mögliche – das ist auch ein Teil von mir persönlich und meiner beruflichen Leidenschaft – aber wenn ich ehrlich sein darf, gelingt mir das eben auch nicht immer. 

Die eine Frage bleibt, wie kann es uns gelingen wieder „miteinander“ in Kommunikation zu kommen? 

2 Antworten auf „Glaubenssätze, Meinungsfreiheit und nicht belegte Informationen“

  1. Tya was soll ich sagen…Diese Zeit verändert vieles und auch die Menschen. Man spürt sehr deutlich was es mit Menschen macht wenn die Regierung einem das Grundrecht nimmt selbst über einen zu entscheiden…

    Jeden Tag und jede Stunde kommen neue Ideen wie es laufen kann und hauptsache man steht in der Presse (Mein Eindruck)

    Ich finde es mitlerweile echt pervers sorry aber wenn jetzt wieder über den Klimawandel gesprochen wird…ehrlich mal…

    Zu deiner Frage mit der Komunikation finde ich schwierig oder es gibt eine einfache Antwort. Würden die Menschen weniger Angst empfinden, könnte man auch mehr wieder miteinander reden. Dies geliengt nicht, wenn die Angst die von oben geschürt wird weiter besteht.

    Ich frage mich wirklich bei den ganzen Viren der letzten Jahre wurde kein geschiss gemacht, und hat auch bei meiner Arbeit keinem Intressiert. Warum das jetzt so krass abgeht verstehe wer will…

    Wenn man anders denkt und eine Meinung hat wird man ausgegrenzt und das bleibt nicht aus.

    Es geht einfach um die Existenzen eines Menschen und der ist nicht so unzerstörbar wie viele glauben…

    Durch den Lookdown und diese Einschränkungen fällt es einem schwer den Alltag zu leben. Man hat keine Ziele mehr und man muss für sich Dinge finden worüber man sich noch freuen kann. Den im Grunde hat man nichts mehr was einem vorher wichtig war. Den Alltag zu leben und sich aufzuraffen jeden Tag aufzustehen ist schwer…

    So mal immer mehr Unsichherheiten geschürrt werden was darf man und was nicht…

    Es macht ja auch was mit einem selbst. Ich zieh mich immer mehr zurück, weil man keine Lust mehr hat diesen Wahnsinn zu ertragen. Man sucht sich neue Aufgaben und Ziele wohin man will…

    Daher Komunikation muss neu geschrieben werden und wird lange dauern bis die Menschen sich davon erholen…

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