Liebe Gäste, liebe Sklaven*innen und liebe Neugierige,
stellen Sie sich manchmal die Frage, wie Sie wohl am Besten kontakt zu mir, oder zu jemand anderem aus der Sexarbeit und/oder dem Bereich #BDSM aufnehmen sollten? Nach nun mehr als sieben Jahren in diesem Berufsfeld habe ich bereits vieles erlebt und weiß, worauf ich wert lege und wie ich auf gewisse Dinge reagiere.
Ehrlich gesagt, ich bin ein ganz normaler Mensch – ebenso wie Sie und alle anderen. Es ist mir ein dringendes Anliegen, dass jeder Mensch in meinem Umfeld so sein darf wie er/sie ist. Ja, ich bin Sexarbeiterin und ja ich bin auch Therapeutin, vom Ursprung her sogar (Heil-)Erzieherin – viele meiner Kollegen*innen haben ebenfalls einen zweiten Lebenslauf. Meinen Folgerungen nach ist jemand, der in der Sexarbeit tätig ist, bezogen auf ihren/seinen Lebenslauf, ein ganz normaler Mensch.
Apropos „normal“ – dazu fällt mich eine verrückte und fiktive Hochrechnung ein 😉 Durch die poltische Debatte zur Sexarbeit, in der ich mich fortwährend befinde habe ich gerade mal hochgerechnet – meinen ganz persönlicher Schätzungswert. Wenn ich mit einem Mittelwert von 200.000 Sexarbeiter*Innen (auf dem Fachtag Prostitution in Stuttgart wurde auf zwischen 32.000 und 400.000 geschätzt) in Deutschland rechne, dann wäre das bei 83 Millionen Einwohner*innen jede 415’ste Person. Die Dunkelziffer liegt vermutlich noch höher.
Da viele dieser #Sexarbeiter*innen auch davon leben, würde ich vermuten das auf jeder dieser Menschen mindestens 100 #Freier (die schon mal eine Sexarbeiter*in besucht habender regelmäßig besuchen) kommen – das wäre also jeder/jede 4 Person.
Dieser Hochrechnung und meiner Erfahrung nach würde ich Sexarbeit somit als eine gewisse „Norm“ bezeichnen, natürlich alles rein fiktiv – aber die Vorstellung finde ich witzig. Vor allem weil in Deutschland ein #Sexkaufverbot diskutiert wird, gegen das ich mich mit Kollegen*innen einsetze. Also kennen Sie alle jede Menge Freier persönlich und vielleicht sogar eine/einen Sexarbeiter*in. Durch das Stigma wird sich jedoch ganz sicher niemand wirklich outen. Es ist also vollkommen utopisch Sexarbeit abzuschaffen – da kommen wir allerdings zu einem ganz anderen Thema.
Zurück zur Kontaktaufnahme – Wie begegnen Sie einen ganz normalen Menschen, den Sie gar nicht kennen?
Was häufiger vorkommt, ist eine Kontaktaufnahme via Sms/Whatsapp. Dort bekomme ich regelmäßig als ersten Kontakt „Ein- oder Drei-Wort-Sätze“. Mh, nehmen Sie so kontakt zu Menschen auf, die Sie nicht kennen und von denen Sie eventuell eine Dienstleistung in Anspruch nehmen wollen? Nein? Dann wissen Sie jetzt auch, wie ich mir einen Kontakt „nicht“ wünsche. Ich lege schon einen gewissen wert auf Respekt, dazu gehört auch das mein Gegenüber in der Lage ist, adäquat mit mir zu kommunizieren. Damit meine ich nicht, dass ich etwa eine Ansprache wie „Herrin“ und einen „Kniefall“ erwarte – absolut nicht. Ich möchte nur ganz normal behandelt werden.
Die Quote in der „Frau“ in meinem Berufsfeld respektlos behandelt oder „verarscht“ wird, ist häufig sehr hoch. Als ich vor sieben Jahren anfing in einem Studio in Hamburg zu arbeiten hatte ich eine Verarschungs-Quote von 90 %. Dass heisst, ich habe mich intensiv damit beschäftigen müssen, herauszufinden welches die „guten“ und welches die „bösen“ Kontaktaufnahmen waren. Heute liegt die Zahl nur noch bei etwa 10% – wobei es auch sein kann, dass ich „komische“ Kontaktaufnahmen als „negativ“ nehme und mein Gegenüber keine Chance bekommt.
In #BDSMSessions arbeite ich natürlich gerne mit Hierarchien, wenn es sich jedoch um eine neue Anfrage handelt, in einer Mail oder am Telefon – begegne ich diesen Menschen eben (wie sonst auch) erstmal mit einem „Sie“.
Im Übrigen mag ich telefonieren nicht sonderlich – vielleicht auch eine Folge, der vielen schrägen Anrufe die ich in den letzten sieben Jahren erlebt habe. Das heisst, ich gehe nur als Telefon, wenn ich wirklich muss, bzw. gerade Zeit und Muße habe.
Am Besten erreichen Sie mich per E-Mail – das wird auch auf meiner MailBox angesagt. Es machen sich nur wenige Menschen daran mir nach einem Anruf zu schreiben. Eigentlich schade aber dann wird es wohl nicht so wichtig sein.
Ach, mir fällt noch etwas ein, wenn auch ich nicht recht weißt ob das hier her gehört. Aber es ist mir ein Anliegen, auch das noch mal zu benennen. „Früher habe ich gelebt um zu Arbeiten, heute arbeite ich um zu leben“. Ich liebe das was ich tue, und das möchte ich auch noch sehr lange tun können. Das heisst, ich mache keine Fließbandarbeit. Ich nehme mir Zeit für alle Arten der Begegnung, sei es ein Coaching, eine Therapiesitzung, eine Massage oder eine Session. Und ich mache keinesfalls zehn Sessions an einem Tag – wenn es drei sind, ist das viel. Zwei am Tag sind mir am Liebsten. Je nachdem wie ich plane, wann ich da und weg bin und wie ich Energie habe. Ich nehme mir Zeit für meine Klienten und Gäste, dass bedeutet melden Sie sich bitte rechtzeitig.
Mh, da muss ich schmunzeln – ist das normal? Vermutlich nicht… Heute muss ja immer alles höher, schneller und weiter sein. Für mich gehört das heute zu meinem Alltag – Zeit haben, Zeit nehmen und Zeit geben. Und ich bin sehr glücklich darüber, dass ich das kann und mich nicht mehr mit den Grenzen eines #Burnout auseinandersetzen muss.
Und seine wir doch mal ehrlich, eine #Session, eine #Massage und auch eine #Therapiesitzung sollte doch auch etwas besonderes sein. Eben nicht zwischen Tür und Angel oder in der Mittagspause? Wenn Sie sich ebenso Zeit nehmen, einen Termin vereinbaren, ein wenig mit einem Kopfkino spielen und sich Ihrer Vorfreude zu widmen – dann haben Sie einen viel längeren Genuss an einer Begegnung.
Also, ich freue mich auf jeden Fall schon mal darauf.
Herzlichst Daria
Liebe Daria,
das mit der hohen Verscharschungsquote tut mir leid. Daran sieht man, welch geringes Ansehen Sexarbeit in unserer Gesellschaft immer noch hat. Ich kann mir nicht vorstellen, das sich jemand solche Scherze mit anderen Dienstleistern (z. B. selbstständigen Handwerkern) erlaubt, jedenfalls nicht in dem Umfang.
Meiner Meinung müsstet ihr da auch rechtlich besser abgesichert werden, z. B. durch die Möglichkeit, notfalls auch ein Ausfallhonorar einzufordern, falls euch jemand mutwillig sitzen lässt. Diskussionswürdig wäre es, denn in anderen Berufsgruppen ist das gängige Praxis.
Danke für Deinen lieben Zuspruch 🙂 Ja, wir bräuchten mehr Rechte und mehr Sicherheit. Wenn ein Klient*in mich kurzfristig versetzt, habe ich normalerweise eine Praxisvereinbarung die er/sie unterzeichnet hat… Dann kann ich den Ausfall in Rechnung stellen. Das wäre für die Sxearbeit natürlich genial – aber letzten Endes dann doch otopisch…
Viele Grüße
Daria
Danke für deine offenen und Ehrlichen Worte…
Das ist für ein Neuling oft nicht einfach wie man was machen soll. Will ja nichts falsch machen, und viele verrückte Texte gibt es auch…
Ich finde es schon dich zu kennen und den Mut hatte ein Hallo zu sagen…
Bis bald meine beste Lederqueen…
Ich bin echt gespannt wann ich endlich die Möglichkeit finde, zu Ihnen Kontakt für eine Session aufzunehmen.
Sie sind eine wirkliche tolle und hinreißende Frau verehrte Daria.
Herzlichen Dank, das wäre sicher schön 🙂