Ein Lebenszeichen…

…zur aktuelle Lage, meinem Urlaub und andere Aktivitäten:

Tatsächlich war ich seit über 5 Wochen nicht mehr auf meiner Homepage – alles ist unverändert – politisch passiert jede Menge oder eben nicht und bei mir privat natürlich auch. Heute gibts also mal ein kleines Lebenszeichen um euch auf dem Laufenden zu halten.

Ende Mai haben sich 16 Abgeordnete des Bundestages in einem Brief für ein Sexkaufverbot in Deutschland ausgesprochen. Hier könnt ihr zu den entsprechenden Infos und Personen, sowie den schlimmen Brief über die „vermeindliche“ Situation meiner Berufsgruppe: Brief

„Epidemiologische Superspreader“ nennt der Lauterbach uns ? Natürlich zog DAS natürlich ganz schön weite Kreise. Interviews hier, Kampagnen dort, viel lesen und diskutieren und sehr viel Unfrieden auf unserer Seite. Es gab verschiedene Klagen in Deutschland, alle abgelehnt oder bewilligt und dann die Verordnung verändert. Kurz gesagt, WIR DÜRFEN BIS AUF WEITERES NICHT ARBEITEN!

Das einzige was grad mehr oder weniger ein Datum wäre -> Berlins Verordnung läuft bis zum 24. Oktober. Bedeutet das, dass unsere Politik uns langsam ausbluten lassen möchte? Berlin war immer unser Hoffnungsschimmer, wir dachten: „Wenn ein Bundesland als erstes wieder Sexkauf erlaubt, dann wird es Berlin!“ Tja, nun wenn der letzte Satz stimmt, dann dürfen wir hier im erzkonservativen Baden-Württemberg erst wieder im nächsten Jahr.

Andere Körpernahe Dienstleistungen sind wieder erlaubt, tätowieren, massieren, phyiso, körpernaher Sport. Der Berufsverband hat sogar, in Zusammenarbeit mit Mitarbeiter*innen des Gesundheitsamtes ein Hygienekonzept erstellt. Für mich ganz persönlich fühlt es sich gerade ganz schön eng an – reine Schikane, dass man uns nicht arbeiten lässt.

Nun, eigentlich wollte ich aber NICHT die ganze Zeit auf diesem nativem Kram herum kauen.

Vorletzte Woche ist bei mir ein Seminar ausgefallen und ich habe das Geld dafür kurzerhand in eine VW Bus Anmietung und habe einen sechstägigen Urlaub mit mir selbst gemacht. Mehr ist natürlich nicht drin, wenn man nicht arbeiten darf – aber besser als nichts – und eins garantiere ich „es war fabelhaft“.

Ein paar Zeilen hierzu, die ich am dritten Tag gewittert habe:

1. Was bisher geschah… ☺️Ein Thread darüber, was #SexworkerNextDoor manchmal noch so tun – ein Experiment: „Alleine durch drei Länder reisen.“ Vor einigen Jahren war ich mal mit einem Bus & mir selbst an der Ostsee – nur auf mich geworfen, das fand ich damals eher schwierig…

2. Somit hatte ich dieses Mal auch gewisse Momente in denen meine innere Stimme gemeint hat, dass ich vollkommen durchgeknallt bin. Alleine, über die Grenzen, Maut in Italien, Vignetten kaufen, fremde Sprache, großer Sprinter (ist nämlich in Wahrheit gar kein VWBus)…usw…

3. Nun bin ich seit 48 Stunden unterwegs: Kurz durch Österreich gezuckelt, die Schweiz durchquert, im Tessin am Lago Maggiore geschlafen, Schnee in den Bergen gesehen, in den ersten zwei Stunden Italen brav meine Maut gezahlt und trotzdem Strafe zahlen müssen ?… 

4….hunderte Km über Land durch die Berge Liguriens gefahren, aufgeregt Sepentinen durchkurvt, starkes Gewitter in den Alpen erlebt, beim Fahren vor Hitze fast geschmolzen, im Meer gebadet. ? Verrückt ?& letzte Nacht dachte ich, dass ich im verschlossen Bus liege und träume…

5. …und am Morgen muss ich feststellen, dass meine Beifahretür die ganze Nacht sperrangelweit aufstand ? Aaaaber, das Universum meint es gut mir & es geht mir wunderbar, das Klima ist tropisch und was besonders wichtig ist, ich fühle mich überhaupt nicht allein und genieße…

6. …die Freiheit! Nach einer solchen Tour habe ich den Eindruck ich kann im Leben alles tun und erreichen! Das einzige was wirklich nervt sind die blöden kleinen Blutsauger die mich schon beim morgendlichen Kaffee anzapfen ?

7. Während ich euch das schreibe, ist’s ganz still hier, außer den Zikaden hört man gerade nichts und mein Blick schweift ins Grüne. Die Campingplätze sind verhältnismäßig leer und die Italiener super lieb ☺️ 

8. Mein #RausAusDerComfortzone macht allerdings heute mal Pause und ich genieße simple Dinge – Genua, gutes Essen und mein Buch! Habt einen wunderbaren Tag und lasst es euch gut gehen, wo auch immer ihr euch grade herum treibt ☺️ 

Hier noch ein paar Schnappschüsse aus dem kleinen feinen Unterfangen ?

Ahhh, und apropos Twitter, es gab noch eine sehr, sehr schöne Aktion: #SexworkerNextDoor Das beutetet, dass Sexarbeiter*innen ganz normal Dinge über sich posten, damit mal deutlich wird dass Sexarbeiter*innen eben ganz normale Menschen sind – wie Du und ich und Deine Nachbarin etc. ?

Wenn es euch interessiert, schaut bei Twitter oder Instagram rein und gebt ein: #SexworkerNextDoor Dann purzeln ganz viele tolle Beiträge und unglaublich vielen tollen Menschen raus ?.

Zu guter letzt, es geht mir gut. Ich habe Freunde und Familie in Hamburg besucht, meine Praxis läuft ganz okay und mein Urlaub hat mich mal wieder etwas auf den Boden meiner Selbst zurück geholt.

Und ich war einmal im Radio, da ich die Moderation ganz schlimm fand, bleibt der Mitschnitt unter Verschluss. Uuuund – ich habe, anlässlich des CSD Stuttgart, ein OnlineInterview für das Café-Strichpunkt gegeben. Das erste Mal in Bild und Ton ? Das fällt ein wenig schwer das anzuschauen – ist nochmal etwas ganz anderes als mich nur selber zu hören. Aber ich möchte es euch nicht vorenthalten – viel Spass damit.

Ich freue mich auf eure Kommentare ?

5 Antworten auf „Ein Lebenszeichen…“

  1. Was soll ich sagen…Du hast es mit dem Interview sehr gut gemacht, weil du viele Dinge angesprochen hast die einfach wichtig sind.

    Um so öffters du das machst um so unnervöser wirste…

    Und deine Urlaubsberichte liebe ich sehr, weil du einfach eine herliche Art hast zu schreiben…soooo schön Chaotisch*g*

  2. Verehrte Miss Daria,

    schön, dass es wieder einen Blogeintrag von Ihnen gibt.

    Ist schon merkwürdig, dass in zahlreichen unserer Nachbarländer die Sexarbeit wieder erlaubt ist und bei uns nicht.

    Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Zeit bis zur Aufhebung des Berufsverbotes noch gut überbrücken werden.

    Viele Grüße vom Femdomdiener

    1. Danke sehr lieber Femdomdiener,
      ja, ich hoffe auch dass ich die Zeit gut überbrückt bekomme, bisher ist mir das ja gut gelungen…Und an Langeweile mangelt es mir nicht – mit politischer Arbeit und meiner Ausbildung bin ich durchaus ausgelastet 🙂

  3. Liebe Daria,
    Glückwunsch zu diesem tollen Interview, bei dem du sehr freundlich, sympathisch und sachlich rüberkommst. Ich finde es mutig, dass du diese wenigen Gelegenheiten nutzt, bei denen man eurem Berufsstand eine Stimme gibt. Hoffen wir, dass es den einen oder anderen Sexarbeitsgegner zum Nachdenken bringt, auch wenn es in der politischen Debatte wahrscheinlich ein Tropfen auf dem heißen Stein bleibt.
    Es tut mir sehr leid, dass die Ansichten für euch als Sexarbeitern immer noch derart miserabel sind. Ich unterstütze dich weiterhin so gut ich kann, indem ich deine therapeutischen Beratungsangebote wahrnehme. Wenigstens die sind ja zum Glück noch erlaubt.
    Dein
    Adrian

    1. Hallo Adrian,

      herzliche Dank für Deine Worte und Deine Rückmeldung zu dem Interview. Ich weiß Deine Unterstützung sehr zu schätzen – ohne solche, würde ich sicher nicht über die Runden kommen.

      Halte weiterhin die Daumen – ich bin immer noch positiv!

      Herzlichen Gruß

      Daria

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