Die Polizistin und der Ausreißer

Bei meiner zweiten Begegnung mit Daria haben wir ein Spiel inszeniert, das irgendwo zwischen BDSM-Session und therapeutischem Rollenspiel lag. Sicher kein typisches BDSM-Spiel, aber ein schönes Beispiel, wie man sexuelle und therapeutische Aspekte beim BDSM miteinander verbinden kann.

Es geht in diesem Spiel um den 15 Jahre alte Adrian, der von zu Hause ausgebüxt ist. Adrian ist ein frecher und rebellischer Teenager, der dafür bekannt ist, dass er hin- und wieder Mist baut, obwohl er im Grunde ein liebenswerter und sensibler Junge ist. Nun wurde Adrian zum wiederholten Mal von der der Polizei aufgegriffen und sitzt auf der Wache, wo Polizeikommissarin Daria auf ihn aufpassen soll. Die Beamtin kennt Adrian von vorherigen Einsätzen und weiß ein wenig um seine Geschichte. Polizeibeamtin Daria ist Jugendlichen gegenüber einfühlsam und sensibel, kann aber ‒ wenn es es sein muss ‒ auch entschlossen zupacken.

Was die Staffage betrifft, so haben wir vieles nur angedeutet. Daria trug keine echte Polizeiuniform, sondern eine schwarze Hose mit schwarzer Bluse, was einer strengen, uniformähnlichen Kleidung recht nahe kam. Lediglich die silberglänzenden Handschellen am Gürtel, die waren echt und kamen später auch ganz real zum Einsatz. Ich selbst hatte mir mein Teenager-Outfit angedeutet mit Jeans, schlabbrigem T-Shirt und einer verkehrt herum aufgesetzten Baseballkappe. Das reichte, um mich für eine Stunde noch einmal um gut 30 Jahre jünger zu fühlen 😉

Ein liebevoll-strenger Machtkampf

Einer der Spielräume im im Studio wird zum Polizeirevier. Ich tauche ab in die Rolle des 15-jährigen Adrian, der lustlos und genervt in seinem Stuhl hängt, nachdem er von einer Streifenwagenbesatzung zur Wache gebracht wurde. Währenddessen schlüpft Daria in ihre Rolle als Polizeibeamtin. Sie betritt das Zimmer und versucht, mit dem wartenden Adrian ins Gespräch zu kommen:

Mensch Adrian, was ist denn los, warum hauen Sie von zu Hause ab? Erzählen Sie mir doch mal, was passiert ist.“

Adrian mag nicht reden und will auch niemanden neben sich sitzen haben, der auf ihn aufpasst wie auf ein kleines Kind. Er zeigt sich als durch und durch rebellischer Teenager:

Ach, Sie schon wieder?“, blafft er Daria an, „Nur um das klarzustellen: Ich hab keinen Bock zu reden, ich stehe jetzt auf und geh, wohin ich will!“

Mit forschen Schritten versucht Adrian, den Raum zu verlassen. Doch er hat die Rechnung ohne Daria gemacht. Die resolute Polizeikommissarin ist eine starke und entschlossene Frau, die sich ihm sofort entgegenstellt.

Nein Adrian, Sie werden nicht gehen. Sie setzen sich jetzt bitte wieder hin und reden mit mir!“ 

Adrian kann nicht anders, als weiter den genervten Teenager zu geben:

 „Ey, wen interessiert das denn alles? Kommt doch eh nichts dabei raus, wenn wir hier sitzen und reden, das kenn ich schon. Also, ich gehe jetzt!“

Daria stellt sich vor die Tür und setzt dabei auch auf physische Präsenz. Entschlossen stellt sie sich Adrian in den Weg, versperrt ihm den Weg und breitet die Arme aus, um dem Jungen zu signalisieren: Bis hierher und nicht weiter! Als erfahrene Polizistin mit Sportausbildung und einer Körpergröße von fast 1,80m kann Daria einen pubertierenden Teenager wie Adrian problemlos in die Schranken weisen.

Adrian, ich lass Sie nicht gehen, denn ich hab hier die Verantwortung für Sie und deshalb gehen Sie jetzt zurück an ihren Platz.“

Das will Adrian nicht auf sich sitzen lassen: „Ey, ich bin schon 15, also kein Baby mehr und allemal alt genug, um allein zu entscheiden, was ich will!“ 

Die erfahrene Kommissarin sieht das anders: „Eben Adrian: Sie sind erst 15 und noch lange nicht in der Lage, alleine zu entscheiden, was jetzt passiert. Also setzen Sie sich wieder an Ihren Platz!“

Daria packt Adrian am Arm (nicht brutal, aber überaus bestimmt) und führt ihn zurück zu seinem Stuhl, wo sie ihn erst wieder loslässt, als er sich hingesetzt hat. Mit so einer Hartnäckigkeit hätte Adian nicht gerechnet: „Werd ich hier jetzt wie´n Schwerverbrecher behandelt oder was???“

Daria bleibt ruhig und lässt sich nicht provozieren: „Nein, Adrian, Sie werden nicht wie ein Schwerverbrecher behandelt, aber ich hab hier verdammt noch mal die Verantwortung und die nehme ich sehr ernst ‒ auch wenn Sie das im Moment nicht verstehen!“

Auf einfühlsam-konsequente Weise versucht Polizeikommissarin Daria, den trotzigen Adrian zum Reden zu bringen. Was bedrückt ihn? Warum ist er von zu Hause abgehauen? Adrian will immer noch nicht reden. Er steht mehrfach auf und will blitzschnell durch die Tür entwischen. Doch Daria bleibt wachsam: Bei jedem Fluchtversuch stellt sie sich vor die Tür und lässt Adrian nicht durch, wobei sie auch auf liebevollen physischen Zwang setzt: Sie umklammert seinen Arm und bringt Adrian immer wieder konsequent an seinen Platz zurück.

Polizeibeamtin Daria tut das nicht nur, weil sie dazu verpflichtet ist, sondern weil sie spürt, dass Adrian eine liebevoll-strenge Mutterpersönlichkeit gut tut. Adrian versucht immer wieder, sich gegen die Beamtin durchzusetzen, doch insgeheim ist er beeindruckt von ihrer Stärke und Konsequenz.

Eine engagierte Polizeikommissarin

Als Polizeibeamtin ist Daria nicht nur streng und konsequent, sondern macht sich auch ernsthafte Gedanken um ihren jungen Schützling:

Adrian, wenn sie nicht nach Hause zurückwollen, dann gibt es andere Möglichkeiten, wo wir Sie unterbringen können. Aber eines werde ich ganz bestimmt nicht tun: Ich kann Sie jetzt nicht einfach alleine zur Tür raus lassen. Wer garantiert mir, dass sie dann heute Nacht nicht irgendwo unter einer Brücke schlafen und erfrieren? Als Polizeibeamtin habe ich schon viele obdachlose Jugendliche gesehen – und glauben Sie mir: Das ist ein Schicksal, das wünsche ich Ihnen ganz bestimmt nicht, da werde ich Sie, wenn es sein muss, auch vor sich selbst schützen. Und wenn sie jetzt weiter suchen zu flüchten, werde ich notfalls auch zum letzten Mittel greifen und Ihnen Handschellen anlegen, wenn es nicht anders geht. Haben wir uns da verstanden?“

Wie bitte??? Von einer Frau in Handschellen gelegt zu werden??? Das ist zu viel des Guten für Adrian in seinem jugendlichen Stolz. Ein letztes Mal fordert er die Polizistin zum Machtkampf heraus:

Was, Sie wollen mir Handschellen anlegen? Als Frau??? Ich glaub´s ja wohl nicht, das will ich sehen!!!“

Kaum hat er zu Ende geschimpft, rennt Adrian mit großen Schritten Richtung Tür, wo er (wieder einmal) blitzschnell zu entwischen versucht.

Nach so vielen Fluchtversuchen macht Daria und setzt Ihr ganzes Können als Polizeibeamtin ein: Blitzschnell packt sie den Jungen, stellt ihn an die Wand, dreht ihm den Arm auf den Rücken und legt ihm Handschellen an. Adrian ist total perplex, mit so viel Entschlossenheit hätte er nicht gerechnet.

Einer Beamtin, die derart energisch durchgreift, hat er nicht mehr viel entgegen zu setzen. Adrian erkennt nun, dass er keine Chance mehr hat und gibt seinen Widerstand notgedrungen auf. Doch da ist nicht nur Resignation, denn insgeheim ist Adrian tief beeindruckt von der Integrität und Beharrlichkeit der Polizistin, auch wenn er das niemals zugeben würde.

Daria setzt nun nicht mehr auf Stärke und Durchsetzungsvermögen, sondern (auch das kann sie als Polizeibeamtin) auf Beschwichtigung und Deeskalation:

Adrian, tut mir leid, dass ich zu diesem Mittel mit den Handschellen greifen muss, aber zu Ihrem eigenen Schutz geht das nicht mehr anders. Ich werde Sie beschützen, notfalls auch vor sich selbst. Mein Angebot gilt aber immer noch: Reden Sie mit mir, ich hab mehr Möglichkeiten, Ihnen zu helfen, als Sie sich vielleicht vorstellen können.“

So langsam taut Adrian auf und fasst Vertrauen in Daria. Er erkennt, dass die Polizeibeamtin nicht nur durchsetzungsstark und konsequent ist, sondern auch geradlinig, aufrichtig und emphatisch. Und was am Wichtigsten ist: Sie scheint es wirklich gut mit ihm zu meinen!

Adrian wird zugänglicher und lächelt verschmitzt. Daria lächelt zurück und die beiden kommen miteinander ins Gespräch: Freundlich und respektvoll, aber nun mit der endgültig geklärten Machtverteilung: Polizeibeamtin Daria ist die Stärkere und legt die Regeln fest, während Adrian erkennt, dass es ihm Grunde ganz gut tut, wenn man als Teenager auch mal festen Halt und klare Grenzen bekommt.

Adrian erklärt der Beamtin, dass er auf keinen Fall mehr nach Hause möchte, weil er von seinen Eltern seit langem nur noch schlecht behandelt wird. Was genau passiert ist, darüber möchte er nicht reden. Jedenfalls jetzt noch nicht, vielleicht später mal, aber eins ist ihm ganz wichtig:

Versprechen Sie mir, dass ich nicht mehr nach Hause muss? Dann mach ich Ihnen auch keinen Ärger mehr!“

Die Polizeibeamtin beruhigt den Jungen: „Adrian, wenn Sie von Ihren Eltern wirklich misshandelt oder erniedrigt werden, dann müssen Sie nicht nach Hause, das verspreche ich Ihnen! Ich rede mit dem Jugendamt und werde auch Ihren Eltern klarmachen, dass es so nicht weiter geht und dass sich etwas ändern muss!“

Adrian ist gerührt und wird plötzlich ganz nachdenklich: „Das würden Sie wirklich für mich tun???“ Er spürt, dass die Polizistin trotz aller Strenge etwas wohltuend Beschützendes auf ihn ausstrahlt.

Natürlich Adrian, das ist mein Beruf und wenn Sie mir sagen sagen, Sie wollen nicht mehr nach Hause, weil sie dort schlecht behandelt werden, dann nehme ich das sehr ernst und dann ist mir das ganz bestimmt nicht egall“

Adrian hat nun endgültig begriffen, dass die Beamtin ihn nicht sinnlos volltexten oder sich bei ihm einschleimen will, sondern dass sie sich aufrichtig für ihn einsetzt. Er erkennt auch, dass Daria ihm die Handschellen nicht angelegt hat, weil sie in ihm einen Schwerverbrecher sieht, sondern dass die Handschellen eine liebevolle Begrenzung zu seinem eigenen Schutz sind.

Adrian kann Darias Autorität nun mehr und mehr akzeptieren. Nicht aus Angst oder Resignation, sondern weil er spürt, dass der Polizeibeamtin ihm einen Halt gibt, den er sich als Teeanger selbst noch nicht geben kann.

Adrian fasst Vertrauen

Daria spürt nun ebenfalls, dass Sie das Vertrauen von Adrian gewonnen hat und will ihm ein wenig entgegenkommen:

Adrian, kann ich Ihnen die Handschellen jetzt wieder abnehmen? Das geht aber nur, wenn ich Ihnen vertrauen kann und Sie mir nicht wieder ausbüxen. Versprechen Sie mir das? Ansonsten Sie sind die Handschellen ganz schnell wieder dran!“

Adrian will jetzt nicht mehr ausbüxen, im Gegenteil: Er ist gerührt und dankbar, dass er einen Erwachsenen gefunden hat, er ihm ein Stückchen Vertrauen schenkt und ihm ein faires Angebot macht.

Adrian hat durch Erwachsene viel Ablehnung und Misstrauen erfahren, deshalb fällt es ihm schwer, Daria zu vertrauen. Inzwischen hat er aber begriffen: Diese Frau meint es ernst und sie steht zu ihrem Wort, sie hat Rückgrat und Charakter! Polizistin Daria ist eine aufrichtige und integre Persönlichkeit: Gleichermaßen liebevoll und streng ‒ so wie Adrian es sich immer gewünscht hat. Deshalb hat Adrian nun ebenfalls kein Problem mehr, der Beamtin entgegenzukommen::

Klar verhalte ich mich ruhig. Ich bleibe auch hier und hau nicht wieder ab, versprochen!“ 

Er ist zwar immer noch in pubertärer Sturkopf, aber selten hat Adrian ein Versprechen so aufrichtig und ehrlich gemeint wie in diesem Moment. Das spürt auch Daria. Sie zieht den Schlüssel und nimmt Adrian die Handfesseln ab. Und tatsächlich: Der vorhin noch so freche und rebellische Teeanger sitzt ganz brav und seinem Stuhl und ist kooperativ wie nie zuvor. Die Polizistin blickt ihn freundlich an:

Und Adrian? Wie geht es Ihnen jetzt, sind Sie ein wenig entspannter?“

Klar, ich bin ganz cool und entspannt, aber Sie helfen mir auch wirklich?“

Ein letzter Rest an Misstrauen schwingt bei Adrian immer noch mit, denn zu oft wurde er schon von Erwachsenen enttäuscht. Daria gelingt es , dass behutsam aufgebaute Vertrauen zu halten. „Natürlich Adrian“, verspricht sie ihm, „ich halte mein Wort, ganz bestimmt!“

Sie geht zum Kühlschrank und kommt mit einem Glas Cola zurück. „Hier Adrian, trinken Sie erst mal was, dann sehen wir weiter!“ Adrian nimmt dankbar an, ist aber sichtlich erschöpft und weiß nicht mehr, was er sagen soll. Die beiden schweigen eine Zeit lang an, Adrian sucht immer wieder Blickkontakt zu Daria. Die Polizistin spürt, dass ihm noch etwas auf der Seele liegt:

Adrian, was gibt´s, wollen Sie noch etwas sagen?“

Adrian weiß nicht so recht, wie er anfangen soll: „Also. … Also das… mit den Handschellen, das war schon okay. Ich wär sonst wirklich abgehauen und hätte wieder Mist gebaut. … Ich hätt echt nie gedacht, dass Frauen so cool durchgreifen können, wenn es sein muss. Ist schon ganz gut, dass ich geblieben bin und dass wir reden können!“

Daria ist gerührt: „Danke, Adrian, das freut mich wirklich, ich hab immer an Sie geglaubt. Ich lege bestimmt niemanden gerne in Handschellen. Erst recht keine Jugendlichen in Ihrem Alter, aber wenn es notwendig ist, dann werde ich es tun.“ 

Dieses Mal ist es Adrian, der beschwichtigt: „Schon gut, Sie müssen sich nicht entschuldigen. Ich war doch derjenige, der Scheiße gebaut hat.“ Adrian kann sich ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen. Durch die Glasscheibe sieht Daria, wie ein Mann und eine Frau auf dem Flur des Polizeireviers warten. Sie kennt die Leute, es sind zwei Sozialarbeiter vom Kinder- und Jugendnotdienst.

So, Adrian, der Kinder- Jugendnotdienst ist da. Ich werde erst mal alleine mit den Leuten sprechen und ihnen die Situation erklären. Sie bleiben bitte hier sitzen und dürfen sich gerne noch eine Cola nehmen, wenn Sie wollen!“

Das lässt sich Adrian nicht zweimal sagen: „Klar mag ich noch eine Cola, danke und bis gleich!“

Bis gleich Adrian, wir finden eine Lösung, ich lass Sie nicht allein!“

Adrian gießt sich ein Glas Cola ein, während Daria auf den Flur geht und den Kinder- und Jugendnotdienst empfängt. Im Gespräch mit den Sozialarbeitern setzt die Polizistin ihre ganzes Verhandlungsgeschick ein. Sie kann erreichen, dass Adrian vorerst nicht mehr nach Hause muss, sondern vom Kinder-und Jugendnotdienst in Obhut genommen wird. Adrian ist erleichtert, dass die Beamtin Wort gehalten und ihn nicht im Stich gelassen hat.

Bevor Adrian mit den Leuten vom Kinder- und Jugendnotdienst mitgeht, verabschiedet er sich mit Handschlag von Daria und dankt für die strenge, aber überaus faire Behandlung. Die beiden empfinden einen aufrichtigen Respekt voreinander und haben durch ihre heutige Begegnung viel voneinander gelernt.

Adrian nimmt sich vor, die Polizistin später noch einmal zu besuchen, auch wenn er weiß: Viel kann sie nicht mehr für ihn tun, in ein paar Jahren ist er ohnehin volljährig und muss seinen eigenen Weg gehen. Trotzdem hat Daria ihm heute etwas sehr Wertvolles mit auf den Weg gegeben: Sie hat ihn ernst genommen, hat ihn mit Respekt und Würde gehandelt, sie hat wirklich versucht, ihm nach besten Kräften zu helfen.

Gleichzeitig spürt Adrian, dass ihm die Polizeibeamtin ein Fels in der Brandung war, deren Strenge und Konsequenz ihm Halt gab. Sie ist kein rückgratloser „Weichei-Erwachsener“, der beim kleinsten Widerstand aufgibt und umfällt, sondern eine starke Frau mit Charakter, die zu ihren Worten steht. Diese Mischung als respektvoller Wertschätzung und liebevoller Strenge tat dem jungen Adrian unglaublich gut. Es ist genau diese Kombination, die er dringend brauchte und die er sich tief im Herzen immer gewünscht hat. Heute hat er sie für einen kurzen Augenblick bekommen, das macht ihn stolz und glücklich 🙂

Adrian hat es auch genossen, von Daria gesiezt zu werden, obwohl er erst 15 Jahre alt ist. Von seinem Vater und anderen Erwachsenen wurde Adrian oft sehr lieblos und erniedrigend behandelt, bekam nur selten Wertschätzung und Anerkennung. Im Alter von 14 Jahren wurde er selbst das erste Mal mit „Sie“ angesprochen, von einer Stewardess im Flugzeug. In dem Moment hatte Adrian das gar nicht bewusst wahrgenommen, aber hinterher war er tief berührt, denn zum ersten Mal war da ein Erwachsener, der Respekt nicht nur für sich selbst einfordert, sondern ihm als Teenager ein Stück davon zurückgibt.

Dieser Moment, als er zum ersten Mal gesiezt wurde, bleib Adrian als der Moment in Erinnerung, wo er sich zum ersten Mal ein Stück ernst genommen fühlte. An dieses Erlebnis fühlte er sich heute erinnert. Polizeikommissarin Daria siezt normalerweise keine Jugendlichen, aber bei Adrian hat sie gemerkt, dass dies ein ungewöhnlicher, aber effektiver Weg ist, wie sie sein Vertrauen gewinnen kann, was ja nach einem zähen, liebevoll-strengen Machtkampf am Ende auch geklappt hat 🙂

Es war wunderschön

Das war also mein zweites Rollenspiel mit Daria. Meine sexuelle Erregung hielt sich in Grenzen, aber auf emotionaler Ebene war das Spiel unbeschreiblich schön und hat mich tief berührt. Der therapeutische Effekt liegt auf der Hand: Indem ich die Rolle des rebellischen, aber liebenswerten Teenagers einnehmen durfte, konnte ich auf anschauliche Weise nacherleben, was mir in meiner eigenen Teenagerzeit gefehlt hat: Ich hätte mir so sehr einen lieben Erwachsenen gewünscht, der mich mit Respekt und Wertschätzung behandelt ‒ anstatt mir ständig vorzuhalten, wie doof und wie unfähig ich bin. Einen Erwachsenen, der sich aufrichtig für mich interessiert und an meinen Problemen Anteil nimmt. Dem ich wichtig bin, der mich nicht allein lässt.

Ich hätte aber auch einen Erwachsenen gebraucht, der hin und wieder streng mit mir ist, der mir Grenzen setzt; der mich notfalls vor mich selbst und meiner eigenen Unreife schützt. Einen starken Erwachsenen, der mir Halt und Orientierung bietet. Der mir einen sicheren Rahmen gibt, in dem ich mich gefahrlos bewegen kann, wo ich genau weiß, was ich darf und was nicht. Es tat unglaublich gut, dass Daria mir diese starke und beschützende Mutterpersönlichkeit gespielt hat, die ich bei meiner eigenen Mutter nie fand. Das mache ich meiner Mutter nicht zum Vorwurf (sie hatte es selbst nicht leicht), aber es war leider so.

Vom Intellekt her wusste ich das alles schon lange. Es berührt jedoch viel tiefer, wenn man solche Einsichten auch mal auf einer körperlichen, auf einer anschaulichen und sinnlichen Ebene erleben darf. So ein Erlebnis wirkt viel nachhaltiger und mitreißender als die rein kognitive Erkenntnis, die immer etwas Abstraktes bleibt. Genau dafür sind solche Rollenspiele gut, denn sie machen Gefühle und Sehnsüchte plastisch erfahrbar. Im Rollenspiel kann man die eigene Vergangenheit sozusagen umschreiben; kann sie reinszenieren, wie man sie sich gewünscht und auch gebraucht hätte. Auch das gibt einen gewissen Trost und stellt eine Art späte Wiedergutmachung dar.

Daria, du hast wieder einmal, wage ich zu behaupten, dein ganzes Können und deine ganze Erfahrung in dieses wundersschöne Spiel gelegt. Du hast die Polizeibeamtin mehr als überzeugend verkörpert. Man merkt, dass du selbst im pädagogischen Bereich gearbeitet hast; dass dir auch der Umgang mit Jugendlichen in Not nicht fremd ist. Das hat deine Verkörperung der Polizeikommissarin noch authentischer und ‒ im wahrsten Sinne des Wortes ‒ fesselnder gemacht.

Ich fand es auch überhaupt nicht schlimm, von dir in Handschellen gelegt zu werden. In Fernsehkrimis sieht es immer so martialisch aus, wenn die Leute Handschellen angelegt bekommen. Als du mich während unseres Spiels in Handschellen legtest, hatte das jedoch nichts Bedrohliches. Im Gegenteil: Die Handschellen waren ein überaus heilsames Symbol für Fürsorge und liebevolle Grenzsetzung, das tat mir richtig gut.

Wenn man so ein Erlebnis überhaupt in Worte fassen kann, dann würde ich sagen: Es war einfach toll, unglaublich schön und richtig große Klasse!!!

Danke von ganzem Herzen 🙂

Dein

Adrian

6 Antworten auf „Die Polizistin und der Ausreißer“

  1. Auf den Tag genau drei Jahre ist dieses wunderschöne Spiel jetzt her, das mich bis heute tief geprägt hat. Im Rollenspiel war ich der 15-jährige Teenager, der Halt und Trost bei einer mütterlichen Respektsperson suchte.

    Wenn man unsere Gedankenwelt von damals weiterdenkt, dann wäre ich heute 18 Jahre alt und müsste meinen Weg so langsam alleine gehen. Und tatsächlich ist es ja so, dass sich unsere Spiele verändert haben im Laufe der Zeit. Du bist für mich nicht mehr ausschließlich Mutterfigur, sondern spielst mir auch mal die Ehefrau oder Partnerin. Das ist anders, aber nicht weniger schön.

    Zum dreijährigen Jahrestag nochmals vielen Dank für deine einfühlsame Begleitung über so lange Zeit, liebe Daria!

    1. Lieber Adrian, wow – so lange ist das schon her ? Wunderbar! Ich danke Dir sehr für die lieben Worte und, rückblickend auf die vergangenen Jahre, danke ich Dir für Deine Hinhabe und Dein Vertrauen. Es ist mir immer wieder ein Vergnügen mit Dir zu arbeiten ?

  2. Danke Adrian für den Bericht und Respekt für den Mut. Ein ähnliches Rollenspiel würde ich auch gerne erleben. Könnte man dieses Setting mit etwas Mittelschicht-SM und Erotik anreichern?

  3. Hallo Adrian,

    was für ein Bericht!!! Jetzt spielt bei das Kopfkino für den nächsten Besuch bei Daria verrückt.
    Danke für diesen tollen Einblick in Deine Session!

    Martin

  4. Lieber Adrian,

    vielen herzlichen Dank für Deinen tollen Bericht! Es rührt mich, dass Du so ausführlich teilen möchtest, was Du mit mir erlebt hast. Danke für die Worte und Dein Vertrauen 🙂

    Bis bald
    Daria

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